1.1 Allgemeines zur Förderung im Kindergarten
1.2 Zum Einsatz der Trainingsprogramme
1.3 Modellprojekte und Beurteilungen
Das Würzburger Trainingsprogramm
zur phonologischen Bewusstheit (und auch das Sprachprogramm zur
Buchstaben Laut Verknüpfung) sind zunächst
einmal zur normalen spielerischen Entwicklungsförderung
für alle Vorschulkinder geeignet.
Die Bedeutung der frühen Prävention von Lese- Rechtschreibproblemen In den letzten Jahren wird
auch von in der Praxis tätigen Personen und Institutionen
in zunehmendem Maße die Bedeutung der Frühförderung
im sprachlichen Bereich wahrgenommen. Für die Bedeutung
präventiver Maßnahmen im Vorschulbereich sprechen
u.a. die folgenden Überlegungen (vgl. Christiansen, 1999,
S. 4):
Die avisierte Entwicklung der LRS-Förderung Die avisierte Entwicklung der LRS-Förderung von LRS-Therapien zur verstärkten (frühen) Prävention kann (in idealisierter Form) folgendermaßen dargestellt werden.
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Förderzeitpunkte und
Förderaufwand.
Je früher die Förderung einsetzt (obere Ebene), desto
geringer ist der Bedarf an außerschulischer Förderung
bei älteren Kindern (untere Ebene, rechte Spalte) und damit
an Eingliederungshilfe nach § 35a KJHG. Die Blöcke
in den drei Spalten symbolisieren die Entwicklung bei den LRS-Hilfsmaßnahmen
in den letzten 20 Jahren, von fehlender Frühförderung
(linke Spalte) über die schulische Frühförderung
(mittlere Spalte) zur avisierten Frühförderung im Kindergarten
(rechte Spalte). Anmerkung 1: Die Darstellung soll in idealisierter Weise die angestrebte Entwicklung zu einer verstärkten (spielerischen) Frühförderung in den Bereichen Kindergarten, Vorschule und Schule darstellen und berücksichtigt daher nicht die wichtigen Beiträge von Erziehungsberatungs- und Frühförderstellen, logopädischen Praxen usw. im Vorschulbereich. Anmerkung 2: Das Schleswig-Holsteinische Sprachheilkonzept geht über diese angestrebte Entwicklung hinaus. In diesem Konzept ist (bei Bedarf) eine Förderung der phonologischen Bewusstheit (im weiteren Sinne) bereits nach dem Eintritt in den Kindergarten vorgesehen.
Die Feststellung eines Förderbedarfs im Vorschulalter Das Bielefelder Screening zur Früherkennung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten (BISC; Jansen et al., 1999) erlaubt die zuverlässige Identifikation von Vorschulkindern, die Gefahr laufen, beim späteren Schriftspracherwerb Probleme zu entwickeln. Das Verfahren besteht aus Aufgaben zur phonologischen Bewusstheit, Aspekten des Kurz- und Langzeitgedächtnisses und zur visuellen Aufmerksamkeitssteuerung. Es besteht aus relativ leichten Aufgaben zu diesen Bereichen und hat die Funktion eines Grobsiebes, in dessen Maschen lediglich die so genannten Risikokinder qualifiziert durch Risikopunkte in den einzelnen Aufgabengruppen verbleiben. Das Screening ist zehn bzw. vier Monate vor der Einschulung einsetzbar und wird in Frühdiagnose- und Förderstellen, Beratungsstellen etc. von pädagogisch-psychologischem Fachpersonal durchgeführt.
Die Durchführung des Gruppentrainings nach dem Arbeitsbuch Hören, lauschen, lernen Die spielerische Förderung
durch das Gruppentraining
mit dem Arbeitsbuch Hören, lauschen, lernen wird bereits
in vielen Kindergärten von Erzieherinnen durchgeführt.
(Das Arbeitsbuch geht nach seinem Erscheinen im Jahr 1999 jetzt
schon in die 3. Auflage.) Die Durchführung der einzelnen Spiele ist im Arbeitsbuch beschrieben und es ist keine zusätzliche Ausbildung dafür erforderlich. Als Arbeitsmaterial werden Bildkarten benötigt, die in einer Box separat erhältlich sind.
Protokoll einer Trainingssitzung Kindertagesstätte
der AWO in Heidelberg-Bergheim 10. Trainingswoche, Dienstag. Spiele laut Trainingsplan (Küspert & Schneider, 1999, S. 27): 5.8 Letzter Laut; 2.3 Frei Reimen Dienstag, 13.03.2001, 9 Uhr
30 Erzieherin: Heute müsst ihr genau
aufpassen Kinder, denn wir machen wieder etwas Neues. Wir suchen
jetzt nicht den ersten, sondern den letzten Laut. Z.B. bei dem
Wort Haus. Könnt ihr den letzten Laut hören? Hau
sss! Versucht es erst einmal alle zusammen. [Jedes der fünf Kinder bekommt zwei Wörter. Die Kinder sprechen das Wort leise nach und vrsuchen den letzten Laut zu finden. Im ersten Versuch nennen sie öfter die letzten beiden Laute.] Erzieherin: So, jetzt versuchen wir noch einige
Reime. M., du darfst zuerst. Was reimt sich auf Haus? [Jedes Kind erhält zwei Beispiele und nennt einige Reimwörter dazu. Die Kinder nennen sehr oft Phantasiewörter. Die sind ebenfalls richtig, denn bei dem Spiel kommt es nur darauf an, dass es sich reimt. Nur wenige der genannten Antworten reimen sich nicht. (Das Spiel 2.3 und andere Spiele mit ähnlichen Reimwörtern wurde in den ersten 10 Wochen bereits häufiger gespielt.)] Ca. 9 Uhr 45:
Die Unterstützung des Gruppentrainings durch die Multimediaspiele Bei der Durchführung des Gruppentrainings nach dem Arbeitsbuch im Regelkindergarten, in Sprachheilkindergärten oder in Vorschulen können die Multimediaspiele begleitend eingesetzt werden, wenn die Einrichtung über einen geeigneten PC verfügt. Die Spiele mit dem Hamster können die Kinder zusätzlich motivieren und eine willkommene Bereicherung des Trainings darstellen. Sie können das in der Gruppe Gelernte mit einem anderen Medium zusätzlich üben. Die vielen in den einzelnen Spielen verwendeten Beispiele bieten sowohl die Möglichkeit zur Wiederholung mit den in der Gruppe geübten Beispielen als auch zum Üben mit neuen Beispielen. Die Multimediaspiele können dabei dazu dienen, einzelne Kinder, die sich mit dem Lauschen, dem Reimen, dem Silben trennen usw. schwer tun, zusätzlich intensiver zu fördern. Zwar sollten Sie sich auch bei der Durchführung des Gruppentrainings immer an den schwächeren Kindern orientieren, aber dies ist immer nur in Grenzen möglich. Die schwächeren Kinder benötigen oft sehr viel mehr Übungsbeispiele und damit auch sehr viel mehr Zeit, als das nach dem Trainingsplan für die Gruppe möglich ist, um das jeweilige Lern- bzw. Förderziel eines Spiels bzw. einer Übungseinheit zu erreichen und auf den Übergang zur nächsten Stufe/Übungseinheit gut vorbereitet zu sein. Natürlich muss eine solche zusätzliche Förderung nicht jeden Tag und nicht zu jedem Spiel des Gruppentrainings erfolgen. Die Anwenderinnen können selbst entscheiden, bei welchen Spielen und bei welchen Kindern dies sinnvoll ist.
Die Fortführung des Würzburger Trainingsprogramms durch das Sprachprogramm der Buchstaben Laut Verknüpfung (insbesondere bei Risikokindern) Insbesondere bei Kindern mit Defiziten in der phonologischen Bewusstheit kann das Training bis zur Einschulung der Kinder noch mit dem Sprachprogramm zur Buchstaben-Laut-Verknüpfung fortgeführt werden. Wenn dies im Kindergarten nicht möglich ist, kann diese Fortführung des Trainings mit der Multimediaversion auch durch die Eltern erfolgen. Die Erzieherinnen sollten bei der Durchführung des Würzburger Trainings immer auf Kinder achten, die sich mit den Sprachspielen schwerer tun als die anderen Kinder. Mit dem Bielefelder Screening (BISC) kann man 4 Monate vor der Einschulung zusätzlich noch abklären, ob ein weiterer Förderbedarf besteht. Ist dies der Fall, sollte die Möglichkeit der zusätzlichen Förderung auch genutzt werden. In den wissenschaftlichen Untersuchungen zum Training der phonologischen Bewusstheit bei Vorschulkindern hat sich gezeigt, dass auch Risikokinder bei einem kombinierten Training der phonologischen Bewusstheit und der Buchstaben-Laut-Verknüpfung noch sehr viel mehr profitieren als von einem Training allein.
1.3 Modellprojekte und Beurteilungen zur Anwendung im Kindergarten Die Durchführung des Gruppentrainings nach dem Arbeitsbuch hat sich in vielen Kindergärten bereits fest etabliert. Bei den Modellprojekten und Beurteilungen geht es daher vor allem um die noch relativ neue Möglichkeit der Unterstützung der Förderung durch die Multimediaprogramme.
Zur Förderung der phonologischen
Bewusstheit im Vorschulalter siehe auch:
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